Wer möchte das nicht? Stark und selbstbewusst durchs Leben gehen. Widrigen Bedingungen mutig trotzen, allem gewachsen sein und Krisen souverän bewältigen.;-) Oder neudeutsch: mehr Resilienz.
Brauchen wir den speziellen Begriff Resilienz?
Wie auch Stress, Burnout oder Salutogenese ist Resilienz ein Fachbegriff für ein bestimmtes Phänomen. Oder besser gesagt für ein Bündel von Phänomenen, die es selbstverständlich bereits vor dem Aufkommen des jeweiligen Begriffs gab.
Insofern könnten Sie sich fragen, was soll nun diese Begriffsschöpfung? Wofür brauchen wir die? Eine gute Frage, wie ich finde. Aus meiner Sicht bräuchten wir sie nicht unbedingt.
Auf der anderen Seite sorgt jedoch die Existenz und Etablierung des Begriffs Resilienz dafür, dass die mit ihm verbundenen und unbestreitbar wichtigen Themen für unser aller Leben mehr Aufmerksamkeit erhalten.
Und das halte ich zumindest in der Summe für sehr begrüßenswert.
Doch was ist eigentlich Resilienz? Und wie bekommt man mehr davon?
Das Wort Resilienz leitet sich vom englischen resilience ab und bedeutet Spannkraft, Widerstandsfähigkeit und Elastizität.
Ursprünglich kommt der Begriff aus der Werkstoffkunde und wird in Psychologie und Humanwissenschaften in einem übertragenen Sinne verwendet.
Resilienz steht hier für die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken. Menschen, die in diesem Sinne resilient sind, haben die Fähigkeit, diese Belastungen zu bewältigen, ohne dabei krank zu werden oder Störungen zu entwickeln. In einem etwas weiteren Sinn kann er in psychologischer Hinsicht auch bedeuten, dass wir trotz vielfältiger und teils unvorhersehbarer Herausforderungen und Stressoren unserem Alltag gewachsen sind und mental gesund und zufrieden bleiben.
Kürzer: Resilienz ist die seelische Widerstandskraft eines Menschen angesichts belastender Situationen. Manche bezeichnen Resilienz auch als Immunsystem der Seele.
Was ich sehr schön und wichtig finde: In vielen Definitionen von Resilienz wird betont, dass es nicht nur darum geht, dass sich jemand nach einer Krise unbeschadet wieder in seinen vorherigen Zustand “zurückbiegt” (Werkstoffkunde!). Also einfach wieder in alter Weise „funktioniert“. Sondern unter Rückgriff auf individuelle und soziale Ressourcen können wertvolle persönliche Entwicklungen und Reifeprozesse möglich werden.
Im Zusammenhang mit Resilienz kann etwa Thema sein, wie wir mit schwierigen Situationen und Krisen umgehen. Wie wir etwa den Tod eines nahestehenden Menschen, Arbeitslosigkeit, die Trennung vom langjährigen Lebenspartner bewältigen.
Oder wie wir im Vergleich mit dem Vorhergehenden mit nicht ganz so schwer wiegenden Belastungen zurechtkommen. Vielleicht haben wir etwa “nur” Probleme mit unserem Chef, Erziehungsschwierigkeiten mit unserem pubertierenden Sohn oder ärgern uns über die missgelaunte Kollegin, die uns immer wieder das Leben schwer zu machen versucht. Auch das lässt sich mit mehr Resilienz viel besser handeln, was unseren Alltag spürbar entlasten mag.
Was Resilienz nicht ist
Resilienz kann sich ja zum Beispiel darin erweisen, dass jemand nach der Trennung vom Partner oder dem Tod eines nahestehenden Menschen zwar leidet, aber nicht an einer Depression erkrankt. Daraus jedoch abzuleiten, dass dieser bestimmte Mensch die Fähigkeit besitzt, grundsätzlich nie an etwas zugrunde zu gehen, wäre sicher ein Irrtum. Denn Resilienz ist keine feststehende Persönlichkeitseigenschaft, sondern weitaus komplexer.
Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass es so etwas wie eine generelle Unverwundbarkeit nicht gibt. Niemand ist Superman oder Superwoman und immer und überall allen Belastungen gewachsen. Auch resiliente Menschen sind trotz ihrer ausgeprägten Widerstandskraft nicht resistent gegenüber Trauer, Frust und Leid, was nach meinem Dafürhalten auch ziemlich gruselig wäre. Doch haben Menschen mit mehr Resilienz gegenüber weniger resilienten Menschen eine ausgeprägtere Widerstandskraft
Es scheint zwar gewisse genetische Dispositionen zu geben, die manche Menschen mit etwas mehr und andere mit weniger Widerstandskraft ausstatten. Und viele Weichen für eine bessere oder nicht so gute Resilienz werden in der Kindheit gelegt. Doch so etwas wie eine Garantie für lebenslange Resilienz gibt es für niemanden.
Im Umkehrschluss folgt daraus eine große Chance …
Mehr Resilienz als Übungsfeld
Es ist in jedem Alter möglich, etwas für seine innere Stärke zu tun!
Resilienz ist vor allem ein Bündel von Haltungen, Fähigkeiten und Strategien, die wir uns aneignen und üben können. Es wäre in unserem ureigenen Interesse extrem schade, wenn wir unseren persönlichen Einfluss auf einen gelingenderen Umgang mit Krisen und Belastungen nicht nutzen würden.
Mit fünf praxiserprobten Wegen zu mehr Resilienz können Sie die ersten Schritte tun. Viele Male habe ich gesehen und erfahren, dass in uns ein bedeutender Spielraum für ein leichteres und zugleich erfüllenderes Leben liegt.
Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und einige der Haltungen und Strategien kommen Ihnen wahrscheinlich bekannt vor.
Umso besser! Ich möchte Sie an dieser Stelle dazu anregen, sich bei jeder einzelnen zu überlegen, welche Sie in welchem Lebensbereich schon erfolgreich anwenden und bei welcher Sie möglicherweise noch Entwicklungspotenzial haben.
5+1 Haltungen und Strategien für mehr Resilienz
1. Akzeptieren Sie, was sich nicht ändern lässt
Sofern sie nicht zu ändern ist: Nehmen Sie die Situation an, wie sie ist. Misserfolge, Belastungen und Krisen sind normale Bestandteile des Lebens. Wenn Sie dagegen ankämpfen, verschwenden Sie unnötig Energie und Ressourcen. Diese fehlen Ihnen dann bei der Suche nach geeigneten Lösungen. Üben Sie stattdessen Gelassenheit und Frustrationstoleranz.
Das bekannte Gelassenheitsgebet, dessen Urheber nicht sicher zu ermitteln ist, hat aus meiner Sicht seinen befreienden Charme bis heute nicht verloren. Gleichzeitig verhindert es Gleichgültigkeit und mangelndes Engagement:
„Gott (oder wer oder was Sie hier einsetzen möchten), gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
2. Für mehr Resilienz: Blicken Sie optimistisch in die Zukunft
Vertrauen Sie darauf, dass bessere Zeiten für Sie kommen. Selbstverständlich sollten Sie währenddessen den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern das Nötige dazu beitragen.;-)
3. Vertrauen Sie Ihrer Selbstwirksamkeit
Glauben Sie an sich und Ihre Fähigkeit, die Krise oder belastende Situation erfolgreich zu managen. Vielfach zeigen Studien, dass die Überzeugung, den Herausforderungen, die sich uns stellen, gewachsen zu sein, oft entscheidend dafür ist, ob wir es tatsächlich schaffen oder nicht.
Besinnen Sie sich dabei vor allem auf Ihre Stärken. Überlegen Sie, wie Sie sie gezielt zur Krisenbewältigung einsetzen können.
Zu einem gesunden Glauben an die eigene Selbstwirksamkeit trägt auch ganz entscheidend bei, dass wir gut mit uns umgehen. Das beinhaltet neben einer wertschätzenden Beziehung mit sich selbst nicht zuletzt, förderliche Dialoge mit sich zu führen. Und nicht, wie es leider viel zu oft geschieht, sich in den eigenen Selbstgesprächen skandalös abwertend zu behandeln.
4. Schätzen Sie den Wert von Rat und Unterstützung
Nur scheinbar ist das ein Widerspruch zum vorherigen Punkt:
Anerkennen Sie, dass es ein Zeichen von Stärke und von Lebensklugheit ist, zu erkennen, wann Unterstützung ratsam oder notwendig ist. Rechtzeitig dafür zu sorgen, zeichnet gerade erfolgreiche Menschen aus.
5. Sehen Sie Herausforderungen als Entwicklungschancen
Haben Sie den Mut, den Herausforderungen, die Ihren Weg kreuzen, offen und kreativ zu begegnen, statt vor ihnen zu fliehen. Denn wer bereit ist, sich auch auf schwierige Situationen einzulassen und sich ihnen bewusst zu stellen, kann daran wachsen. Und der nächsten Herausforderung gelassener entgegen sehen.
… Und behalten Sie Ihren Humor. Erst recht in einer schwierigen Situation oder Krise.
Bild: Pixabay
Aktualisiert am 27. Mai, 2023 von Manuela
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