Persönliche Entwicklung: Selbstfindung oder Selbstveränderung?
Was glaubst du im Hinblick auf deine persönliche Entwicklung? Bist du im Grunde der Mensch, der du immer schon warst, dessen Kern es zu entdecken und freizulegen gilt, wie viele sagen oder glaubst du, dass nichts bleibt wie es ist und auch du dich vom Grundsatz her stets veränderst?
In der Zeit, in der du mit dir selbst durchs Leben gehst, entwickelst du ein bestimmtes Bild von dir und ein Stück weit auch davon, wie du von anderen gesehen wirst. Was Ersteres betrifft, glaubst du beispielsweise, dich gut zu kennen, glaubst genau zu wissen, was du magst und was nicht, wo du dich wohlfühlst, wo nicht, meinst einschätzen zu können, was dir liegt, was nicht – und anderes mehr.
Persönliche Entwicklung – ein Fundament: Wie gut kennst du dich?
Auch wenn es uns oft anders scheint: Nichts von alldem ist in Stein gemeißelt.
Will heißen, wenn es uns darum geht, etwas in unserem Leben zu verändern, zum Beispiel, weil uns das Bisherige unglücklich sein lässt, tun wir uns vielleicht einen Gefallen damit, wenn wir bisher unhinterfragt als gewiss Angenommenes einmal in Frage stellen.
Und zwar möglicherweise nicht nur die äußeren Bedingungen unseres Lebens, also Lebensumstände wie Partnerschaft, Arbeit, Wohnort und Co., sondern das, was vielleicht auch einmal zu hinterfragen würdig wäre, könnte durchaus auch uns selbst oder besser gesagt, unsere tatsächlichen oder vielleicht auch nur vermeintlichen, wenn nicht zumindest variablen, Vorlieben, Fähigkeiten und Selbstbilder betreffen.
Vielleicht magst du dich an dieser Stelle einmal fragen:
- Welches Bild hast du von dir selbst und woraus speist es sich?
- Welche Rolle spielen dabei alte Prägungen und Überzeugungen?
- Welche Rolle spielen neue Erfahrungen?
- Wie offen bist du für neue Erfahrungen?
Du hörst lieber? Eine etwas kürzere Audiovariante bzw. Podcastepisode ohne dem Beispiel mit der Führungskraft findest du hier:
“So bin ich eben!” Was taugt dieser Satz?
Nicht nur unsere Umgebung, auch wir selbst sind nicht in Stein gemeißelt. Zwar sind wir nicht heute so und morgen ganz anders, von wenigen Ausnahmen vielleicht mal abgesehen. Doch der Satz, so bin ich eben, ist in meinen Augen zumindest ein Stück weit kontraproduktiv und wird leider auch dafür missbraucht, sich und sein Verhalten nicht verändern zu müssen.
Auch dann nicht, wenn der oder die Betreffende anderen damit schadet oder einen bestimmten Lebensstil ohne Rücksicht auf Verluste beibehalten will. Doch letzteren Aspekt möchte ich hier nur am Rande erwähnen.
So bin ich eben und – wie oft hinzugedacht wird – so bleib ich auch, ist schon deshalb falsch, weil wir, solange wir leben, nicht unverändert bleiben. Wir machen als Menschen stets Erfahrungen und Erfahrungen beeinflussen immer auch unsere Persönlichkeit, unser Denken und unser Fühlen.
Persönliche Entwicklung – neue Richtung
Diese Einsicht in die Wandlungsfähigkeit unserer selbst dürfen wir gerne auch ganz bewusst nutzen, wenn wir unser Leben in einem größeren Stil verändern wollen. Denn nur, wenn wir diese Wandlungsfähigkeit einbeziehen, schöpfen wir aus dem möglichen Potenzial dessen, was es heißt, unserem Leben eine neue Richtung zu geben. Eine Richtung, die eine selbst gewählte Entwicklung bzw. wirkliche Veränderung ermöglicht –– einschließlich unserer selbst und unserer Handlungsoptionen.
Häufig übersehen oder achten wir viel zu gering, dass wir in dem, wer wir sind, was wir meinen zu können oder nicht oder auch Aspekte dessen, was wir glauben, zu mögen, nicht in Granitstein gemeißelt sind, sondern potenziell in Bewegung.
Persönliche Entwicklung ist auch Selbstveränderung
Nicht zuletzt aus diesem Grund ist und bleibt es ein wichtiges Moment, ja ein tragender Pfeiler gelingender persönlicher Entwicklung, uns selbst nicht nur immer besser kennen zu lernen, sondern auch offen dafür zu sein, dass wir neben und in dem eher Beständigen in uns selbst immer wieder auch Neues von uns erwarten dürfen.
Insofern ist es uns möglich, auch aus uns selbst neue Horizonte zu erschließen, also etwa neue Facetten unserer Persönlichkeit kennenzulernen, indem wir neue Dinge, neues Denken, zielführendere Verhaltensweisen und Handlungen ausprobieren und schlussendlich als eine der Folgen daraus, möglicherweise auch unser Bild von uns selbst modifizieren dürfen.
Wenn wir uns beispielsweise als schüchtern eingeschätzt haben, uns jedoch angewöhnen immer öfter einen neuen Menschen anzusprechen oder mit jemandem tiefer in ein Gespräch zu kommen, stehen die Chancen gut, dass wir uns irgendwann als kontaktfreudiger wahrnehmen.
Persönliche Entwicklung einer jungen Führungskraft – ein Beispiel
Maria, 30 Jahre alt, arbeitet als Teamleiterin in einem internationalen Konzern. Ihre Position verlangt von ihr nicht nur fachliche Kompetenz, sondern neben emotionaler Intelligenz auch Führungsstärke.
Zweiteres schien bei ihr noch ausbaufähig. So nahm Maria bei unterschiedlichen Gelegenheiten wahr, dass sie mitunter Schwierigkeiten hatte, klare Entscheidungen zu treffen und diese auch durchzusetzen.
Daher entschied sie sich, sich intensiv mit ihrer persönlichen Entwicklung zu beschäftigen und dabei kam u.a. heraus, dass sie in bestimmten Konstellationen Schwierigkeiten damit hat, nein zu sagen, weil sie große Scheu davor hat, sich unbeliebt zu machen.
Im Rahmen eines Coachings lernte Maria, konstruktiver und für ihre Rolle als Fühungskraft zielführender mit ihrem Bedürfnis möglichst beliebt zu sein, umzugehen, ohne dass sie dabei Werte verletzen muss, die ihr wichtig sind.
Was heißt das nun im Kontext von “So bin ich eben” versus “Selbstveränderung”?
Selbstverständlich führte dieser Prozess persönlicher Entwicklung bzw. gezielter Weiterentwicklung auch zu einer Veränderung von Marias vorherigen Denk- und Verhaltensweisen und damit auch, wenn du so willst, ihrer selbst.
Sie wurde zu einer Person, die eigenständiger und eigenverantwortlicher ihre Ziele und Werte vertritt, neben denjenigen aus ihrer Führungsrolle und vor allem schaffte sie es, sich weniger abhängig von der Anerkennung anderer zu machen, sondern ihrem eigenen Kompass als Person und Führungsperson zu folgen.
Durch diese Selbstveränderung oder Selbstentwicklung lernte sie, ihre Entscheidungsprozesse zu optimieren und ihre Führungsqualitäten zu stärken, ohne dabei ihre Menschlichkeit zu verlieren. Heute wird Maria von ihrem Team für ihre nicht nur empathischen, sondern auch klaren und unmissverständlichen Entscheidungen geschätzt!
Weitere Beispiele: Neues Hobby oder Engagement – neues Selbst?
Vielleicht entdeckst du auch ein Hobby oder auch ein ehrenamtliches Betätigungsfeld, von dem du früher nie gedacht hättest, dass es dich interessieren könnte und hast plötzlich nicht nur ein neues Hobby, sondern im Laufe der Zeit eine wichtige Aufgabe entdeckt, in der du dich in noch ganz anderer Weise erleben darfst als früher.
Doch wenn du davon ausgegangen wärst, dass du so bist, wie du immer schon warst, genau gewusst hättest, was zu dir passt und was im Umkehrschluss nicht, hätten sich diese Entwicklungen nie ergeben können, hätten bestimmte Aspekte deiner Persönlichkeit und daraus möglich werdende Realitäten nie das Licht der Welt erblickt.
So hätte z.B. Nina, die ursprünglich von sich dachte, nicht singen zu können, nie das für sie heute so wichtige Betätigungsfeld Singen und öffentliche Auftritte in einem Chor für sich entdeckt, wenn sie bei dieser Haltung geblieben wäre.
Oder die ehemals eher schüchterne und zugleich introvertierte Sarah hätte sich nie getraut, öffentliche Vorträge zu einem ihr super wichtigen Thema zu halten, wenn sie die Annahme nicht revidiert hätte, mehr aus sich herausgehen zu können, wenn es ihr nur relevant genug wäre.
Heißt das zwangsläufig, dass sie ein ganz anderer Mensch mit einer ganz neuen Persönlichkeit geworden ist?
Nein – und das ist auch absolut nicht nötig! Aber Sarah hat gelernt, flexibler mit den Eigenschaften und Möglichkeiten, die in ihr liegen, umzugehen, mit ihnen zu spielen und sie für ihre eigene persönliche Entwicklung und für das, was ihr wichtig ist, zu nutzen!
Und sich nebenbei an den erweiterten Verhaltens- und Handlungsspielräumen zu erfreuen und insgesamt, wie sie es für sich ausgedrückt hat, “vollständiger” und erfüllter zu leben.
Indem sie weiß, dass sie zwar introvertiert ist und immer wieder darauf achten muss, ihre Energiereserven durch genung Zeit für sich allein wieder aufzutanken, aber auch weiß, dass sie darüber hinaus in der Lage ist,extravertiert zu agieren, um ihre Vorträge zu halten, hat sie ihre Handlungs- und Lebensspielräume enorm erweitert.
Es wurde ihr also möglich, neue oder erweiterte Aspekte ihres Selbst zu entfalten und flexibel einzusetzen.
Persönliche Entwicklung, Werte und andere Menschen
Erwarte also gerne von dir und deiner persönlichen Entwicklung immer wieder Neues und lass dich darüber hinaus vom Fluss des Lebens überraschen. Auch zum Beispiel was andere Lebens- und Kontakträume betrifft.
Dies könnte insbesondere dann aktuell für dich werden, wenn zum Beispiel dein Leben eine unerwartete Wendung nimmt oder auch, wenn du mehr oder weniger aus freien Stücken dein Leben neu ausrichten oder umgestalten möchtest.
Ganz unabhängig davon, wie gut oder schlecht es eingangs für dich aussieht oder davon, wie du dich gerade fühlst: Sehr häufig sind solche Wendepunkte oder bewusste Entscheidungen Sternstunden für unsere persönliche Entwicklung.
3 Fragen, die deiner persönlichen Entwicklung dienen
Aus Obigem könnten beispielsweise folgende Fragen für dich hilfreich sein:
- Welche Werte möchte ich von nun an leben und welche Lebensumstände und Gewohnheiten passen dazu?
- Unter welchen Menschen oder mit wessen Unterstützung wäre eine Verwirklichung am besten möglich?
- Wer verfolgt ähnliche Ziele oder auch: Wer fordert mich im Hinblick auf mein gewünschtes Wachstum heraus?
Die Macht deiner Gedanken und der Fluss des Lebens
Ein weiterer Ansatzpunkt, der noch mehr auf dich selbst als ein Ursprungsort deiner Veränderungen zielt und so auf deine persönliche Entwicklung einzahlt, sind deine inneren Dialoge:
Welche schaden dir? Wie kannst du stattdessen zielführender mit dir sprechen? Mach dir immer wieder bewusst, dass deine Gedanken in hohem Maß die Richtung bestimmen, in die dein Leben mündet. Sie bestimmen zum Teil, was du erlebst und in einem noch größeren Teil, wie du es erlebst und was du daraus machst.
Wenn du beispielsweise glaubst, dass du vor allem auf Menschen triffst, die dich nicht mögen oder die dich nicht weiterbringen können, wirst du auch eher auf Menschen stoßen, bei denen genau dies zutrifft, und wirst viel eher wohltuende Begegnungen verpassen, weil dein Fokus nicht darauf ausgerichtet ist.
Was machst du daraus für deine persönliche Entwicklung?
Man mag ja von dem Gesetz der Anziehung halten, was man will … und außerdem gibt es ja auch ganz unterschiedliche Kontexte und Verständnisweisen davon, worauf ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen will.
Dessen ungeachtet, zeigt die ganz praktische Lebenserfahrung immer wieder, dass wir durch unsere Ausstrahlung und durch unser Verhalten, was ja beides nicht zuletzt von unseren Gedanken abhängt, eher solche oder solche Menschen anziehen. Hast du das auch schon einmal erlebt?
Und noch einmal ein bisschen anders gewendet: Die selbsterfüllende Prophezeiung ist sicher kein reiner Mythos und es lohnt sich, auf die eigenen Gedanken, Überzeugungen und Glaubenssätze zu achten, auch wenn wir nicht auf Esoterik und Co. stehen, sondern schon rein aus psychologischen und eigennützigen Gründen. Nämlich im Hinblick auf die eigenen Entfaltungsmöglichkeiten und Chancen auf ein gutes Leben.:-)
Daher möchte ich dir auch aus eigener Erfahrung an Herz legen: Entscheide dich insbesondere in Umbruchsituationen dafür, offen und zielführend über eine Situation, über deren in ihr liegenden Optionen, über dich selbst und andere zu denken. Das macht häufig oder vielleicht ganz besonders auch dann Sinn, wenn du zuerst den Eindruck hast, dass dich etwas auf dem falschen Fuß erwischt hat oder du dich leicht überfordert fühlst. Denk immer daran, dass es deine persönliche Entwicklung in einer Weise befördert, die dir längerfristig nützt und dich bereichert.
Hab den Mut, dich und dein bisheriges Bild von dir selbst zu reflektieren und gegebenenfalls zu wandeln, wenn es dir und dem Fluss deines Lebens dient. Manchmal hilft hier auch Unterstützung von außen weiter.
Bild: Victoria_Art
Aktualisiert am 2. Oktober, 2024 von Manuela
2 Antworten
Georg
Selbstveränderung ist bestimmt wichtig und bereichernd, auch wenn mir dies meist eher schwer fällt. Aber ich denke auch, dass es gut ist, eine innere Heimat etwa in tiefen Überzeugungen oder im Glauben zu haben.
Manuela
Eine “innere Heimat” – was immer das genau für den Einzelnen sein mag – ist sicher ein entscheidender Faktor für einen stabilen Halt im Leben. Umso besser noch, wenn er es uns neben einer grundsätzlichen Akzeptanz unserer selbst erleichtert, uns bei Bedarf in zielführender Weise zu verändern.:-)