Das Gu­te im Schlech­ten se­hen? – 3 Im­pul­se

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Das Gu­te im Schlech­ten se­hen?! – Nie­mals!“

Es gibt Mo­men­te im Le­ben, da wür­den wir am liebs­ten ein­fach nur schrei­en, da­von­lau­fen oder in Le­thar­gie ver­sin­ken. Et­was Gu­tes im Schlech­ten zu se­hen liegt uns dann viel fer­ner als der Mond.

Zum Bei­spiel, wenn uns aus hei­te­rem Him­mel ge­kün­digt wird oder wenn un­ser Part­ner uns er­öff­net, dass er ei­ne Neue hat. Oder auch, wenn ein Kol­le­ge üb­le Ge­rüch­te über uns ver­brei­tet und ihm von fast al­len ge­glaubt wird.

Die Si­tua­ti­on ge­las­sen an­neh­men und kon­struk­ti­ve Hand­lungs­op­tio­nen ent­wi­ckeln? Pah! Dar­an ist erst­mal nicht zu den­ken.

 

Lieb ge­mein­te Weis­hei­ten wie “Sieh doch auch mal das Gu­te im Schlech­ten”, “Al­les hat auch ei­ne gu­te Sei­te“ oder “Wer weiß, wo­zu das gut ist“, lö­sen dann eher Ge­reizt­heit aus, als dass sie wirk­lich über­zeu­gen.

Auch ein nur de­zen­ter Hin­weis dar­auf, dass dem Schlech­ten viel­leicht doch auch et­was Gu­tes ab­ge­run­gen wer­den könn­te, wird nicht sel­ten als zu­sätz­li­cher Af­front auf die ge­beu­tel­te See­le er­lebt. Und das, ob­wohl wir wis­sen, dass es Fa­mi­lie und Freun­de gut mit uns mei­nen, wenn sie auf mög­li­che po­si­ti­ve Aspek­te des Ge­sche­he­nen auf­merk­sam ma­chen. Oder uns ein­fach nur trös­ten wol­len.

 

War­um kön­nen wir manch­mal ab­so­lut nicht das Gu­te im Schlech­ten se­hen?

Der Schreck und die tat­säch­li­chen oder viel­leicht auch nur ver­meint­li­chen Kon­se­quen­zen, die wir ei­ner Kün­di­gung oder dem Ver­las­sen­wer­den zu­schrei­ben, hal­ten uns so ge­fan­gen, dass wir po­si­ti­ve Ge­sichts­punk­te für aus­ge­schlos­sen hal­ten. Für un­se­re ak­tu­el­le Wahr­neh­mung gibt es ein­fach nichts Gu­tes im Schlech­ten. Nie und nim­mer wol­len wir uns weis­ma­chen las­sen, dass sich et­was Gu­tes in un­se­rer Mi­se­re ver­ber­gen könn­te. Ei­ne krea­ti­ve und län­ger­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve der Din­ge ist erst­mal au­ßer Sicht­wei­te.

Ent­spre­chen­de Ap­pel­le von au­ßen neh­men wir so nicht sel­ten als zu­sätz­li­che Be­las­tung wahr. Sie pas­sen ein­fach nicht zu un­se­ren ak­tu­el­len Ge­füh­len und sind da­her nicht stim­mig für uns. Er­mu­ti­gun­gen an­de­rer, das Gu­te im Schlech­ten zu se­hen, wi­der­spre­chen dann schnell un­se­rem mo­men­ta­nen Emp­fin­den.

Mit ei­ner Me­ta­pher des Neu­ro­bio­lo­gen und Au­tors po­pu­lär­wis­sen­schaft­li­cher Bü­cher Ge­rald Hüt­her ge­spro­chen: Un­ser Hirn fährt in so ei­ner Aus­nah­me­si­tua­ti­on wie ein Fahr­stuhl nach un­ten. Die Aus­sicht wird en­ger, das Sicht­feld be­grenz­ter. Im Kel­ler an­ge­kom­men, se­hen wir fast nichts mehr. Und schon gleich drei­mal nicht, was an un­se­rer be­schis­se­nen La­ge bit­te­schön auch noch gut sein soll.

Aber – und jetzt kommts – wir müs­sen gar nicht bis ganz nach un­ten fah­ren. Wir kön­nen vor­her aus­stei­gen. Auf Stopp drü­cken, den Fahr­stuhl ver­las­sen.

Und zwar, in­dem wir un­se­rem see­li­schen Im­mun­sys­tem recht­zei­tig ei­ne Ru­he­pau­se gön­nen.

In­dem wir uns so früh wie mög­lich ge­zielt emo­tio­na­le Ent­las­tung und Ent­span­nung su­chen.

In­dem wir da­für sor­gen, dass wir Ab­stand ge­win­nen. Räum­lich, zeit­lich und vor al­lem in­ner­lich.

 

Das Gute im Schlechten sehen?

 

3 Im­pul­se, mit de­nen Sie Ih­re in­ne­re Sou­ve­rä­ni­tät zu­rück­er­obern

Mit den fol­gen­den drei Im­pul­sen lässt sich hier sehr viel er­rei­chen. Mit ih­nen er­hal­ten Sie die Chan­ce, Stück für Stück Ge­las­sen­heit und per­sön­li­che Sou­ve­rä­ni­tät zu­rück­zu­ge­win­nen. Was wie­der­um ei­ne zen­tra­le Vor­aus­set­zung da­für ist, dass Sie nach und nach emo­tio­nal und men­tal frei­er wer­den und wie­der fle­xi­bler han­deln kön­nen.

Und so, wer weiß, auch ei­nes schö­nen Ta­ges, et­was Gu­tes im Schlech­ten er­ken­nen.

Viel­leicht in Form ei­nes Ent­wick­lungs­im­pul­ses für et­was Neu­es. Nicht als Muss, son­dern als Mög­lich­keit.

 

Im­puls 1: Ei­nen ge­schütz­ten Ort auf­su­chen

Ge­hen Sie an ei­nen ge­schütz­ten Ort, an dem Sie nichts müs­sen. An dem Sie ein­fach sein dür­fen. Viel­leicht ha­ben Sie ei­nen ganz be­stimm­ten Ort, an dem Sie sich ganz be­son­ders wohl und bei sich füh­len. Das kann ei­ne be­stimm­te Bank im na­he­ge­le­ge­nen Park sein, die Hän­ge­mat­te zu Hau­se oder auch die Ge­sell­schaft ei­nes em­pa­thi­schen Freun­des.

Im Üb­ri­gen kön­nen Sie sich die­sen ge­schütz­ten Ort auch vor­stel­len oder sich ei­nen ei­ge­nen sol­chen Raum er­öff­nen, in­dem Sie me­di­tie­ren. Dann ist Ihr ge­schütz­ter Ort ein in­ne­rer Raum, der für Sie im­mer er­reich­bar ist! Auch wenn Sie noch kei­ne oder nur we­nig Me­di­ta­ti­ons­er­fah­rung ha­ben, könn­te die Acht­sam­keits­me­di­ta­ti­on ei­ne gu­te Mög­lich­keit für Sie sein.

Wei­te­re Mög­lich­kei­ten ei­nes in­ne­ren Schutz­raums für Men­schen, die sich mit Acht­sam­keits­me­di­ta­ti­on oder ei­ner an­de­ren ge­nui­nen Form der Me­di­ta­ti­on nicht wirk­lich an­freun­den kön­nen, gibt es durch­aus: Zum Bei­spiel ei­ne Ima­gi­na­ti­ons­übung zur Ent­wick­lung ei­nes ganz per­sön­li­chen und kon­kre­ten in­ne­ren Orts. Ei­nen sol­chen kön­nen Sie sich selbst er­schaf­fen und sich dann, wann im­mer Sie wol­len, an ihn zu­rück­zie­hen und in si­che­rer At­mo­sphä­re neue En­er­gie auf­tan­ken.

 

Im­puls 2: Nicht um je­den Preis das Gu­te im Schlech­ten se­hen, son­dern ge­gen­wär­ti­ge Nicht-Ak­zep­tanz ak­zep­tie­ren

Rich­tig ge­le­sen? Ja! Denn erst, wenn Sie ak­zep­tie­ren, dass Sie das Ge­sche­he­ne (noch) nicht ak­zep­tie­ren wol­len und kön­nen, wer­den Sie zu­neh­mend mehr Ak­zep­tanz er­rei­chen.

Ich weiß, das klingt pa­ra­dox. Und doch ist es mög­lich und ex­trem wir­kungs­voll.

Denn im Um­kehr­schluss gilt: Wenn Sie ak­tiv mit star­ker emo­tio­na­ler Be­tei­li­gung ge­gen nun mal be­stehen­de Ge­füh­le an­kämp­fen, kön­nen Sie in­ner­lich kaum zur Ru­he kom­men. Ge­las­sen­heit bleibt dann nichts als ein lee­res Wort.

Viel­leicht ha­ben Sie et­was Ver­gleich­ba­res schon ein­mal er­lebt? Wenn ja, ver­su­chen Sie nach­zu­spü­ren, wie es Ih­nen da­mit er­gan­gen ist und was Sie dar­aus für Ih­re ak­tu­el­le Si­tua­ti­on mit­neh­men kön­nen.

 

Im­puls 3: Das Ge­sche­he­ne in Por­tio­nen auf­tei­len

Oft ist es sinn­voll, das Ge­sche­he­ne nicht als gro­ßen un­ver­dau­li­chen Bro­cken schlu­cken zu wol­len, son­dern in ver­träg­li­che­re Por­tio­nen auf­zu­tei­len. Im Por­tio­nen, von de­nen wir das Ge­fühl ha­ben, dass wir mit ih­nen klar­kom­men kön­nen.

Das er­scheint uns nicht nur als über­schau­ba­rer, was schon im Hin­blick auf un­ser Be­dürf­nis nach Kon­trol­le ein gro­ßer Vor­teil ist. Son­dern es ist so auch in Be­zug auf die Sa­che selbst viel leich­ter zu be­wäl­ti­gen.

So könn­ten Sie über­le­gen, mit wel­chem Teil Sie bis zu ei­nem von Ih­nen fest­zu­set­zen­den Ter­min wei­ter kom­men und wo­für Sie sich mehr Zeit las­sen wol­len.

Ver­trau­en Sie in Be­zug auf das, was Sie sich wann zu­mu­ten wol­len und kön­nen, ru­hig Ih­rer In­tui­ti­on. Wenn Sie dar­über hin­aus Un­ter­stüt­zung be­nö­ti­gen, be­wei­sen Sie ein gu­tes Selbst­ma­nage­ment und ech­te Sou­ve­rä­ni­tät, in­dem Sie sich sol­che ak­tiv or­ga­ni­sie­ren.

Ak­tua­li­siert am 8. Mai, 2023 von Ma­nue­la

2 Antworten

  1. Manuela Sekler
    | Antworten

    Lie­ber Jörg,
    das freut mich sehr! Wo­bei schon dar­auf zu ach­ten ist, dass die “Schutt­hau­fen” nicht zu groß wer­den und der Schutz­raum nicht da­zu da ist, auf et­wa­ige län­ger­fris­ti­ge Ver­än­de­run­gen zu ver­zich­ten. Die Im­pul­se be­zie­hen sich ja auf die ers­te Zeit nach ei­nem un­glück­li­chen Er­eig­nis.
    Herz­lichst Ma­nue­la

  2. Joerg
    | Antworten

    Dan­ke für die 3 hilf­rei­chen Im­pul­se. Im­mer wie­der kämp­fe ich dar­um, im Schutt­hau­fen, der auf mir liegt, noch ein Licht zu se­hen. Be­son­ders der ers­te Im­puls ist so sim­pel und hilft mir doch so schnell und zu­ver­läs­sig. Ja, es lohnt sich, öf­ter ein­mal neue Ver­hal­tens­mus­ter aus­zu­pro­bie­ren. Klei­ne Än­de­run­gen kön­nen doch groß­ar­ti­ge Wir­kun­gen ha­ben. Ich blei­be dran. Jörg

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