Ist das schlau, wenn wir erfülltere Beziehungen anstreben?
Montagabend. Nach einem anstrengenden Arbeitstag gerade noch die Haustür erwischt, bevor es der Wolkenbruch tut. Dein Partner, der heute die kranken Kinder versorgt hat, ist sauer über deine späte Heimkunft und schreit dich an. Und du? Du brüllst zurück. Oder du verfällst in eisiges Schweigen. In beiden Fällen das gleiche Ergebnis: Der gemeinsame Abend, auf den du dich so gefreut hattest, ist ruiniert. Statt Freude und Qualitätszeit Frust und Streit.
Okay, das war jetzt arg plakativ und trotzdem wäre es nicht unbedingt ein Einzelfall, wenn es so abliefe. Doch auch bei weniger heftigen Reaktionen ist das Resultat einer mehr oder weniger automatisiert ablaufenden Kommunikation ein Hemmschuh für jede erfüllte Beziehung. Und hast du dir nicht auch schon oft gewünscht, nicht immer wieder in derselben Weise zu reagieren? Stattdessen etwas zu tun, was allen Beteiligten nützt, sie vielleicht sogar positiv überrascht und glückliche Beziehungsmomente schafft.
Kreative Haltung für erfülltere Beziehungen: Sind wir Automaten oder intelligente Wesen?
Daher zunächst die Frage:
Woher kommt es eigentlich, dass wir uns manchmal so engstirnig verhalten und scheinbar nicht aus unserer Haut können?
Die psychologische Forschung sagt, weil wir sehr oft das tun, was wir in Stresssituationen gewohnt sind zu tun. Wir wiederholen alte Muster, obwohl sie nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Vielleicht ahnen wir das sogar schon im Vorfeld, reagieren aber trotzdem immer wieder so.
Ist das unausweichlich?
Ich glaube nicht. Wir können lernen, unsere eingefahrenen Muster zu verlassen. Immer mehr das bleibenzulassen, was überflüssig ist und uns und unseren Beziehungen schadet. Wir können lernen, unseren persönlichen Haltungs- und Handlungsspielraum zu erweitern. Immer besser wahrzunehmen, was eine bestimmte Situation von uns erfordert und auch uns selbst nachhaltig stärkt. Immer mehr ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was wir auch anders und zielführender machen könnten.
Und genau hier kommen Kreativität und kreative Haltungen ins Spiel
Denn: Kreativität ist kein Privileg für Künstler, innovative Unternehmen und Co.
Kreativität ist auch nichts, was nur die Herstellung bestimmter Produkte betrifft oder beeinflusst.
Warum? Weil wir als vernunftbegabte und fühlende Wesen grundsätzlich dazu in der Lage sind, kreativ zu sein, indem wir kreative Haltungen einnehmen und üben. Ein wichtiges Element von Kreativität.
Damit können wir Herausforderungen auf neue und nützliche Weise, was das zentrale Kennzeichen für Kreativität ist, angehen und mit zwischenmenschlichen Herausforderungen weitaus konstruktiver umgehen.
Und nebenbei erleben wir uns selbst und unsere Umgebung als viel lebendiger und interessanter.
Kreative Haltungen für erfülltere Beziehungen und damit mehr nachhaltiges Lebensglück
Es ist also ein überaus lohnendes Unterfangen, sich einmal bewusst zu machen, mit welchen Herangehensweisen wir unser Leben und unsere Beziehungen zu bereichern vermögen. Unseren Alltag achtsamer begehen und mitunter auch mehr genießen können. Vielleicht hast du Lust auf ein bisschen Inspiration dazu?
Im Folgenden möchte ich sieben Impulse mit dir teilen, wie du dein Leben, deine Partnerschaft und ggf. auch andere zwischenmenschliche Beziehungen mit einfachen Mitteln kreativer und erfüllter gestalten kannst.
7 Impulse für kreative Haltungen für erfülltere Beziehungen
Eine ausgezeichnete kreative Herangehensweise: Übe Humor!
Humor ist ein nützliches Gegenmittel bei negativen Gefühlen und deshalb ja auch eine Möglichkeit für mehr Resilienz. Er schafft Distanz von der gegenwärtigen Schieflage und weitet den Blick. Ob man Humor hat oder nicht ist dabei keine geheimnisvolle Gabe des Schicksals, sondern vor allem eine Frage der Haltung.
Für Humor ist es nie zu spät, denn er lässt sich prima einüben.
Ob ich dir gleich passende Übungsfelder dazu wünschen soll, überlasse ich dir und deinem momentanen Selbstvertrauen.;-) Dass sie kommen, ist gewiss!
Essentiell für kreative Haltungen in Beziehungen: Bewahre bzw. entwickle einen offenen Geist!
Situationen entwickeln sich oft nicht wie geplant. Immer wieder passiert Unvorhergesehenes, manchmal auch weniger Schönes. Eine kreative Haltung dazu zeichnet sich dadurch aus, offen für andere Meinungen und für Erfahrungen außerhalb des eigenen komfortablen Bereichs zu sein. Dazu gehört ganz wichtig auch die Bereitschaft, neue Perspektiven einzunehmen und sich in andere Sichtweisen hineinzuversetzen. Zum Beispiel in diejenige deiner Partnerin oder deines Partners.
Du wirst staunen, wie viel Potenzial für wertvolle Lernerfahrungen und Weisheit darin steckt. Selbstverständlich impliziert das nicht, dass du mit allem einverstanden sein sollst, was von ihm oder ihr oder ganz generell von außen an dich herangetragen wird. Oder mit dem, was andere von dir erwarten. Denke stattdessen frei und unabhängig, ohne dabei nur deine eigenen Interessen im Blick zu haben oder rücksichtslos zu sein. Ich weiß, mitunter eine ziemlich anspruchsvolle Kunst, hier die Balance zu halten, dafür aber umso nachhaltiger wirksam für ein glückliches Leben.
Nur scheinbar ein Widerspruch zu einer kreativen Haltung: Lass dich von anderen inspirieren!
Lass dich für mögliche kreative Haltungen von anderen Menschen inspirieren! Und dabei meine ich nicht nur Gedanken, Ideen und Lebensentwürfe kreativer Wissenschaftler und Schriftstellerinnen. Auch dein Partner, deine Nachbarin oder deine alleinerziehende Kollegin können eine Quelle der Inspiration für dich sein. Greife ihre Gedanken auf und führe sie weiter – oder auf neue Wege, je nachdem.
Was kreative Haltungen auch befördert: Rede mit deinem Partner nicht nur über euren Alltag oder den nächsten Urlaub. Interessiere dich darüber hinaus für die Themen, die ihn sonst noch so bewegen. Und teile auch du deinem Partner, deiner Partnerin mit, was dich in der Tiefe beschäftigt.
Oder wie wäre es mal mit einem gemeinsamen Leseabend zur wechselseitigen Horizonterweiterung?
Was den Kontakt mit anderen Menschen betrifft: Suche den Austausch nicht nur mit Gleichgesinnten, sondern zumindest gelegentlich ganz bewusst mit Andersdenkenden.
Durchaus kompatibel mit Kreativität: Sei kritisch mit dem, was dir begegnet!
Nicht als generelle Regel. Das wäre eher kontraproduktiv und kreativitätsfeindlich – ganz besonders im partnerschaftlichen und oft auch im allgemein zwischenmenschlichen Kontakt.
Doch nimm bestehende Meinungen, alltägliche Gewohnheiten und Kommunikationsgepflogenheiten wie etwa nachlassende Freundlichkeit in deiner Partnerschaft nicht einfach hin. Vor allem dann nicht, wenn dir ihre Resultate falsch vorkommen.
Stelle dir dazu 5 kreative Fragen:
- „Warum ist das so?“
- „Wozu oder wem dient das?“
- „Muss das so sein?“
- „Wie lässt sich das besser gestalten?“
- „Was kann ich heute dazu beitragen?“
Mitunter ein wahrer Kreativitätsbooster für erfülltere Beziehungen: Interessiere dich für die Schicksale anderer Menschen!
Nein, damit meine ich nicht, dass du dich im Namen der Kreativität für den neuesten Klatsch und für Promistorys interessieren sollst. Zumindest nicht als regelmäßigen Zeitvertreib. Das führt langfristig eher zu Verblödung und verhindert eigene Kreativität.
Mit Neugier und Interesse für andere Menschen verbinde ich zum Beispiel, sich für andere Menschen aus deiner Umgebung und ihre Schicksale wirklich zu interessieren und sich auch mal zu trauen, weitergehende und vielleicht sogar unbequeme Fragen zu stellen.
Nicht, um jemanden zu brüskieren, sondern um tiefer ins Gespräch zu kommen und bereichernde Aspekte über das Leben zu lernen.
Vielleicht auch durch deine Partnerin und ihre spezifischen Erfahrungen?
Ein kreatives Tandem auch im Kontext von Beziehungen: Bleib dran und experimentiere!
Glaubst du, dass ein Albert Einstein, der nicht nur ein kreativer Wissenschaftler, sondern auch ein kreativer Mensch war, gleich aufgegeben hat, als der Erfolg erst mal und auf länger ausblieb? Wie wir wissen, war Einsteins Frustrationstoleranz immens und Niederlagen nahm er als wichtigen Impuls für neue Anläufe.
Lebe also öfter nach dem kreativen Motto: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“ Und hab den Mut, zu probieren, zu experimentieren, und die Ausdauer, an etwas dranzubleiben, wovon du überzeugt bist. Suche zuerst nach neuen Wegen zum Erfolg, bevor du aufgibst.
Das gilt auch für zwischenmenschliche Kontakte. Wenn du zum Beispiel für dich verinnerlichst hast, mit dem oder der kann ich einfach nicht, gib der nächsten Begegnung zumindest versuchsweise eine neue und wirkliche Chance.
Ähnliches könntest du in Bezug auf ein Konfliktthema in deiner Partnerschaft ausprobieren.
Auch in Beziehungsfragen eine kreative Haltung: Vertraue deiner Intuition!
Verlasse dich bei größeren Herausforderungen auch in Beziehungsfragen nicht nur auf deinen Verstand. Natürlich solltest du ihn gebührend berücksichtigen und die Lage hinreichend reflektieren. Überstürztes Handeln ist selten von Vorteil und im Nachhinein oft bitter bereut.
Doch nimm deinen Verstand nicht als einzige Quelle, sondern höre auch auf deine Intuition.
Das gilt vor allem dann, wenn du mit einem Thema gut vertraut bist, aber noch der gewisse Kick oder eine stimmige Entscheidung fehlt. Dann kann deine Intuition dich und deine Beziehung(en) in guter Weise ungemein beflügeln.
Gerade in Zweifelsfällen kann gut sein, dass es für manchen von uns besser ist, seiner Intuition ein wenig mehr zu vertrauen als er es bisher getan hat. Insbesondere, wenn dies in Themen- und Lebensbereichen geschieht, in denen im Vorfeld viel Wissen und Erfahrung gesammelt wurde, kann daraus Großes und Neues erwachsen!
Denn auch Güte und Wert von Intuition wachsen mit Wissen und Erfahrung.
Welche kreative Haltung übst du heute? In welchem Beziehungs-Feld?
Bild: PublicDomainPictures
Aktualisiert am 13. Dezember, 2024 von Manuela
2 Antworten
Marion
Danke für den Spiegel, den du mir mit diesem Impuls vorhältst! Diese Situation kommt mir nämlich sehr bekannt vor! Einerseits ja zu amüsant, wie wir Menschen es uns mit unseren eingefahrenen Mustern unnötig schwer machen! Wie viele Abende schon schmollend verschwendet wurden, anstatt Lebenszeit gemeinsam zu genießen!
Ich hoffe, ich denke beim nächsten Konflikt an deine Tipps und verlasse – vielleicht sogar mit Humor – meine destruktiven Muster!
Manuela Sekler
Liebe Marion,
vielen Dank für deinen schönen Kommentar!
Das freut mich, dass du etwas aus dem Impuls mitnehmen kannst.
Bewusstheit für unsere Muster bringt schon viel und die scheinst du ja zu haben. Kompliment dafür!
Mit den besten Wünschen, wenn der nächste Konflikt ansteht.
Alles Liebe
Manuela