Der Geist des Anfängers hat viele Möglichkeiten. Der des Experten nur wenige.
So lautet eine Weisheit aus dem Zen-Buddhismus. Anfängergeist gleichsam als Ermöglichungsgenerator.
Eine Einsicht, die mehr Offenheit und Kreativität im Denken und Fühlen und eine Abkehr von Allzu-Konventionellem fördern kann? Ich glaube, ja.
Auch wenn das keineswegs eine Einladung dazu sein soll, Expertenwissen gering zu schätzen. In sehr vielen Bereichen können und wollen wir darauf nicht verzichten.
Doch sollte dies nicht dazu führen, unseren Horizont standardmäßig einzuengen. Immer wieder nur auf das uns Altbekannte zu rekurrieren. Mögliche neue und vielschichtigere Einsichten gar nicht erst in Betracht zu ziehen.
Besonders bedauerlich ist das in Wissens- und Lebensbereichen, in denen dadurch mentale oder emotionale Verarmung drohen. Manchmal auch beides.
Anfängergeist bedeutet, dass es noch keine festgefahrenen Meinungen über etwas gibt. Keine Abläufe und Verhaltensmuster, die immer wieder nur abgerufen werden. Seelenlose Routinen? Fehlanzeige.
Im Modus Anfängergeist öffnen wir uns dem Unbekannten ganz selbstverständlich und natürlich.
Lassen uns auf das Neue vertrauensvoll ein. Sind offen für das, was kommen mag. Gleichsam wie ein kleines Kind, das neugierig seine Welt erkundet.
Wie können wir uns diesem paradiesischen Zustand bzw. einer solchen Haltung verantwortungsvoll annähern?
Statt zu sagen: Weiß ich schon, kenn ich schon.
Zu fragen: Was geschieht jetzt?
Nicht: Was ereignete sich bisher in ähnlichen Situationen und wie haben wir da reagiert. Also machen wir wieder dasselbe.
Sondern: Den Zauber und das Einmalige des gegenwärtigen Augenblicks auskosten.
Warum es nicht auch mal in der Begegnung mit unserem langjährigen Partner ausprobieren?
Wir hören ihm heute einmal unvoreingenommen zu, obwohl wir ihn so gut zu kennen meinen.
Zu wissen meinen, was er sagen wird.
Stattdessen wollen wir erkunden: Was geschieht heute zwischen uns?
Beziehungs- und Lebenskunst mit Anfängergeist bereichern
Wir vervollständigen und bereichern unsere Lebens- und Beziehungskunst, wenn wir immer wieder die Neugier eines Anfängers kultivieren.
Wenn wir unserem Partner, unserer Partnerin öfter wirklich interessiert begegnen. Mehr im jeweiligen Moment der Begegnung verbleiben. Achtsam wahrnehmen, wie es ihm oder ihr heute geht.
Bereit sind für die Erfahrungen und Entdeckungen, die wir machen können. Bereit sind, mit einem offenen Herzen zu lauschen und uns berühren zu lassen. Und dazu, uns selbst zu öffnen. Nahbar zu sein und wirkliche Nähe zuzulassen.
Vielleicht hast du auch schon die Erfahrung gemacht, dass du so auf die Dauer der Zeit mehr innere Stärke gewinnst und dein Leben viel intensiver und fokussierter wird?
Nach meinem Dafürhalten sind wir damit auf einem guten Weg, Beziehungs- und Lebenskünstler im besten Sinne zu werden. Beziehungskünstler, die sich nebenbei darin üben, mit etwas mehr Offenheit und Vertrauen – und gerade dadurch souveräner – im Leben zu stehen.
Um so nicht zuletzt auf verantwortungsvolle Weise mutiger und kreativer mit Herausforderungen umzugehen, die sich uns in Beruf und Alltag immer wieder stellen.
Denn auch da ist es neben Könnerschaft und Expertise ein tiefgreifendes Interesse an der Sache und Mut zu neuem Denken, die den sprichwörtlichen Quantensprung ermöglichen.
Aktualisiert am 28. Juni, 2024 von Manuela
6 Antworten
Pepe
Gestern hat mir meine Tochter gesagt, dass sie gerne mutiger wäre, um Neues auszuprobieren.
Das hat mich getroffen. – Ich möchte ihr ein Vorbild sein!
Auf zu neuen Taten!
Pepe
Manuela Sekler
Das klingt interessant. Ich wünsche Mut gepaart mit Besonnenheit.
Marion
Es stimmt, bei meinem Kleinkind zeigt sich dieser Anfängergeist tagtäglich in seinem Tun und bringt “uns Großen” regelmäßig zum Schmunzeln und Staunen! Wir täten als Erwachsene wohl nur gut daran, unserer Welt, unserem Umfeld ähnlich offen und unvoreingenommen zu begegnen! Nehme ich mir vor!
Manuela Sekler
Liebe Marion,
schön, dass du so ein präsentes Vorbild hast!
Deine Haltung gefällt mir und ich wünsche dir viel Freude und berührende Begegnungen damit.
Mit herzlichem Gruß
Manuela
Rolf
klingt gut für den Privatbereich, aber im Beruf kann ich mir diese Naivität nicht leisten
Carla
Hallo Rolf, ich gebe dir Recht, im Job entscheidet man wohl meist nach Erfahrung und tut das, was Erfolg verspricht. Allerdings merke ich, dass mein Umgang mit Kollegen besser und auch die Teamarbeit kreativer und somit erfolgreicher wird, wenn ich nicht gleich mit den konventionellen Antworten komme, sondern erst einmal offen bin und mit “Anfängergeist” zuhöre.