A: Für wen ist gesunde Selbstführung relevant?
Gesunde Selbstführung ist ein zentrales Thema – nicht nur für Führungskräfte, sondern für jeden, der sein Leben
- möglichst selbstbestimmt,
- gesund
- und erfüllt
gestalten möchte. Denn wer sich selbst gut führt, führt nicht nur andere besser, sondern hat auch mehr vom Leben: mehr Energie, mehr Erfolg, mehr Liebe.
Warum hat mehr vom Leben, wer sich selbst gut führt? Oder warum lebst du erfüllter, wenn du dich selbst gut führst?
Weil du mit gesunder Selbstführung nicht nur in guter Weise selbstbestimmt lebst und zu deiner persönlichen Resilienz beiträgst, sondern vor allem die kluge Wahl triffst, für deinen Lebenserfolg und deine Lebensqualität auf nachhaltig wirksame Strategien zu setzen.
Nämlich auf solche, die überwiegend in deiner eigenen Kontrolle liegen und dich unabhängiger von äußeren Bedingungen machen.
B: Gesunde Selbstführung in Kurzform
Bevor ich das Thema weiter aufdrösele und dabei auch auf einen so wichtigen Aspekt eingehe, der im Kontext von Selbstführung zu wenig bedacht wird, zunächst einmal kurz dazu, worum es bei diesem Begriff eigentlich geht.
Auf einer vergleichsweise allgemeinen Ebene meint gesunde Selbstführung, sich seiner eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen hinreichend gut bewusst zu sein, um sie so besser steuern zu können.
Neben dem Aufspüren bestimmter innerer Muster, die wir alle haben, geht es dann darum, unser Denken, Handeln und Fühlen zumindest in der Summe so zu steuern, dass wir damit in guter Weise das erreichen, was wir anstreben.
Das heißt nicht, dass wir versuchen sollten, alles zu kontrollieren, sondern nur, dass wir ab und an unseren Autopiloten verlassen und uns darauf fokussieren, worauf es uns wirklich ankommt und was wir in bestimmten Situationen erreichen wollen.
In anderen Worten können wir gesunde Selbstführung auch als Fähigkeit definieren, uns innerlich so aufzustellen, dass wir in mental und emotional gesunder Weise unsere Vorhaben verwirklichen und mit den Anforderungen, die von außen an uns gestellt werden, in angemessener Weise umgehen, ohne uns dabei zu überfordern.
Vielleicht stimmst du mir zu: Gesunde Selbstführung wirkt sich so auf alle Lebensbereiche positiv aus und das nachhaltig.
Sie hilft uns, komplexe Anforderungen im Beruf und Privatleben zu meistern und unterstützt unsere persönliche Entwicklung, sodass wir in einem gesunden Rahmen immer mehr zu dem Menschen werden, der wir sein wollen und sein können.
Daher darf sie als ein Schlüssel für ein erfülltes Leben betrachtet werden und darüber hinaus als eine wichtige Grundlage für eine Vorbildfunktion – sei es in Beruf und Führung, in der Öffentlichkeit oder im privaten Umfeld.
C: 6 Aspekte gesunder Selbstführung
Doch wie kann nun gesunde Selbstführung und ihre Bedeutung für ein gutes und erfülltes Leben aussehen, wenn wir das Ganze weiter aufdröseln?
Wie können wir vorgehen, um uns mental und emotional stimmig zu führen?
Aus meiner Sicht lohnt es sich, dabei sechs grundlegende Aspekte zu beachten, die du gut und gerne auch als Schritte hin zu mehr und vor allem nachhaltiger Lebensqualität betrachten kannst.
1. Selbstreflexion als Fundament
Der erste Schritt zu einer gelingenden Selbstführung ist die Selbstreflexion. Du musst wissen, wo du stehst, dich selbst und deine Träume und Ziele kennen, bevor du Maßnahmen ergreifen kannst, um diese Ziele zu erreichen.
Eine sorgfältige Selbstreflexion ermöglicht es dir außerdem, deine Stärken und Schwächen zu erkennen und darüber hinaus zu verstehen, was genau dich motiviert.
Nimm dir deshalb unbedingt genug Zeit, um dir über deine Werte und deine übergeordneten Ziele oder Lebensziele, zumindest Stand heute, bewusst zu werden.
Noch mehr hast du davon, wenn du dir diese aufschreibst und dir möglichst genau überlegst, wie du deine Arbeit und dein Leben insgesamt danach ausrichten kannst.
Hilfreiche Fragen für deine Selbstreflexion könnten sein:
- Was treibt mich wirklich an? Ist es der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit, nach kreativer Selbstverwirklichung oder nach einem positiven Beitrag für die Gesellschaft?
- Welche Tätigkeiten erfüllen mich mit Sinn und Freude und verschaffen mir vielleicht sogar neue Energie?
- In welchen Momenten fühle ich mich besonders lebendig und im Einklang mit mir selbst?
2. Zielsetzung im Einzelnen
Nachdem du deine Werte und übergeordneten Ziele erkannt hast, ist es wichtig, sie in kleinere Einheiten herunterzubrechen und dazu passende klare und realistische Unter- oder Einzelziele zu setzen.
Denn erst sie ermöglichen dir eine konkretere Richtung und Orientierung dafür, wie du deine übergeordneten Ziele in deinen Tag integrierst und deinen roten Faden behältst in Bezug auf das, wohin du strebst.
Sie unterstützen dich auch dabei, dich nicht im täglichen Kleinklein zu verlieren. Schreibe diese Unterziele auf und überlege, wie du sie erreichen kannst. Manchem hilft es dabei, wenn er sich einen Aktionsplan mit klaren und erreichbaren Schritten erstellt.
Enorm wichtig ist an dieser Stelle daran zu denken, genug Pausen und Puffer für Unvorhergesehenes einzuplanen, um vorzeitiges Aufgeben zu verhindern und vor Überforderung oder Demotivation zu schützen.
Achtung: Dieser Punkt wird leider oft vernachlässigt, weshalb ehrgeizige Pläne viel zu oft in der Versenkung verschwinden.
Jeweils zum Ende des Tages oder der Woche macht es Sinn zu überprüfen, ob deine Handlungen zum gewünschten Erfolg geführt haben – zumindest soweit es in deinem Einflussbereich lag. Oder auch zu überprüfen, welche Stärken und Schwächen sich offenbart haben, und wo es sich lohnt, nachzujustieren.
3. Zeit- und Energiemanagement
Ein wichtiger Aspekt der Selbstführung ist natürlich auch ein für dich und dein Leben passender und gesunder Umgang mit deiner Zeit sowie mit deinen persönlichen Energie-Ressourcen.
Vielfach liegt hierbei eine gleich zweifache Herausforderung. Erstens darin, ein für dich passendes Gleichgewicht zwischen deinen unterschiedlichen Lebensbereichen zu finden und zweitens darin, die eigenen Energieressourcen nicht zu überschätzen.
So ist es neben einer vernünftigen Zeitplanung mit genug Auszeiten, die du am besten als erstes in deinen Kalender notierst, essentiell wichtig, herauszufinden, was dir persönlich am meisten Energie kostet und auch umgekehrt, was dir Energie schenkt.
So wirst du z.B. als introvertierter Mensch vergleichsweise viel Energie verlieren, wenn du unter vielen Menschen bist. Dann ist es umso wichtiger, dass du als Ausgleich für eine ausreichende Zahl von Phasen sorgst, in denen du für dich sein kannst, um so wieder Energie auftanken zu können und deine innere Ausgeglichenheit zu bewahren.
4. Selbstmotivation als innerer Antrieb
Auch wenn wir zumindest der groben Spur nach wissen, wo wir im Leben hin wollen und welche Ziele und Lebensbedingungen uns dorthin bringen, kann es gut sein, dass wir dennoch mal mit Motivationsproblemen zu kämpfen haben.
Beispielsweise dann, wenn nicht bei jeder Aktion sofort ersichtlich ist, wohin diese uns bringt, sie zudem vielleicht wenig Freude macht oder wenn Ergebnisse aus unserer Arbeit erstmal etwas länger auf sich warten lassen – oder vielleicht auch, wenn unser Umfeld sich negativ äußert.
Für solche Fälle, die potenziell jederzeit eintreten können, muss uns bewusst sein, dass in erster Linie wir selbst die Person sind, die sich wieder für unsere Sache entzünden darf oder zumindest dafür sorgen, dass das Feuer nicht ganz erlöscht.
Die Fähigkeit zur Selbstmotivation ist also ein enorm wichtiger Treibstoff für Selbstführung. Und das ganz besonders, wenn sich Durststrecken einstellen. In solchen Zeiten ist es dann auch besonders essentiell, dir gewiss zu sein, dass deine Ziele mit deinem Wofür übereinstimmen.
Bewährte Strategien zur Pflege der Selbstmotivation:
- Visualisiere regelmäßig deine Erfolge und Fortschritte.
– Belohne dich für erreichte Zwischenziele.
– Führe ein Erfolgsjournal, in welchem du täglich positive Entwicklungen notierst.
– Pflege den Kontakt mit Menschen, die deine Ziele unterstützen.
5. Selbstfürsorge als Basis
Gerade, wenn du mit deiner Arbeit sehr engagiert unterwegs bist, kann es leicht passieren, dass du dich ausschließlich auf die Arbeit konzentrierst und dabei wichtige Bedürfnisse, z.B. nach Erholung und Entspannung, Zeit für dich selbst oder ausgleichende Tätigkeiten, nicht nur kurzzeitig hinten runter fallen. Das wäre dann natürlich kein selbstfürsorgliches Verhalten, auch wenn dir deine Arbeit superviel bedeutet.
Und Selbstfürsorge ist ein sehr wichtiger Aspekt für eine nachhaltig wirksame Selbstführung. Denn um gesund zu bleiben, müssen wir einen Ausgleich zu unser Arbeit schaffen und in der Lage bleiben, auch einfach Nichtstun genießen zu können, ohne uns vorzuwerfen, dass wir gerade nicht arbeiten.
Wenn wir das nicht mehr können, ist das neben all den anderen problematischen Aspekten, die daraus möglicherweise erwachsen, auch ein Zeichen fehlgeleiteter Selbstführung. Einer Selbstführung, die verkennt, dass nachhaltig gute Leistungen und Zufriedenheit nur möglich sind, wenn wir auf eine massiv einseitige Lebensführung verzichten.
Konkrete Beispiele für gute Selbstfürsorge:
- Regelmäßige Bewegung, die dir Freude macht (Letzteres zumindest mit der Zeit …)
– Ausreichend Schlaf
– Gesunde Ernährung ohne rigide Verbote
– Tägliche Meditation oder Achtsamkeitsübungen
– Regelmäßige Auszeiten in der Natur
6. Selbstführung in Partnerschaft und Beziehung als unterschätzter Faktor
Weil er im Kontext von Führung und Selbstführung mit all seinen möglichen traurigen Konsequenzen auf die Lebensqualität und übrigens auch auf die berufliche Performance so oft unterschätzt wird, geh ich auf diesen Punkt privater Beziehungen etwas ausführlicher ein.
Selbstverständlich gibt es mehr Möglichkeiten für private Beziehungen als die im Folgenden angeführten. Meine Auswahl orientiert sich auch an dem, womit ich in meiner Arbeit am meisten zu tun habe.
6.1 Beziehung zu Lebenspartner oder Lebenspartnerin
Die Beziehung zu deiner Partnerin oder deinem Partner hat größeren Einfluss auch auf deine Arbeit als du wahrscheinlich annimmst.
So ist mittlerweile gut belegt, dass Probleme im privaten Beziehungsleben massive Probleme auch im Beruflichen nach sich ziehen können, mal ganz abgesehen von all dem Ärger, den negativen gesundheitlichen Auswirkungen oder dem Leid, die Beziehungsprobleme früher oder später mit sich bringen.
Daher lohnt es sich gleich doppelt und dreifach in eine nachhaltig glückliche Beziehung zu investieren oder zumindest ganz entschieden dafür zu sorgen, dass bestehende Beziehungsprobleme nicht weiter vor sich hin schwelen, ja, sie womöglich eskalieren zu lassen oder möglicherweise die Verantwortung für eigenes Fehlverhalten auf den Partner, die Partnerin abzuschieben.
Beispiele für gute Selbst- und Beziehungsführung
Was könntest du etwa in eurer gemeinsamen Zeit konkret tun, um eine nachhaltig glückliche Partnerschaft zu führen? Oder etwas anders gewendet: Was kannst du tun, um dich und euch beide vor unnötigem Stress und Energieverlust durch vermeidbare Konflikte zu bewahren?
Indem du beispielsweise aufmerksam bist, dich wertschätzend verhältst, wirklich aktiv zuhörst und nicht in Gedanken ganz woanders bist und – sofern erforderlich, gemeinsam mit der Partnerin, dem Partner an Lösungen für etwaige Probleme arbeitest oder auch an einer angemessenen Selbstführung, falls du beispielsweise eine Neigung zu impulsiven Wutausbrüchen hättest.
Ein wenig an deiner Selbst- und Beziehungsführung feilen könntest du auch, wenn du möglicherweise dazu tendierst, dich etwaigen Konflikten durch Rückzug zu entziehen und damit deine Partnerin oder deinen Partner im Regen stehen zu lassen. Hab hier neben der unmittelbaren negativen Auswirkungen auf die Qualität deiner Beziehung auch auf dem Schirm, dass ein solches Verhalten längerfristig betrachtet gar nicht so selten ein im Verborgenen schwelender Trennungsgrund für denjenigen ist, der zu oft im Regen stehen musste.
Schließlich ist es enorm wichtig, dass sich beide Partner um Zeit und Raum für gemeinsame Aktivitäten nehmen, auch wenn es dir so scheinen mag, dass dafür nicht genug Zeit da wäre.
Von Prioritäten und Konsequenzen …
Du weißt ja:
Letztlich ist alles eine Frage der Prioritäten und vor allem auf längere Sicht wird dir mangelnde Selbstführung im Kontext deiner Beziehung und eine schlecht gepflegte Beziehung vor allem auf längere Sicht gehörig auf die Füße fallen. Mal davon abgesehen, auf welche enormen Vorteile und Glücksfaktoren du verzichtest, wenn du dich nicht in angemessener Weise in deine Beziehung einbringst, beispielsweise durch wirkliches Zuhören, Verständnis, gemeinsame Unternehmungen.
Es ist nach meiner Erfahrung für unsere Lebensqualität essenziell wichtig, hier längerfristig und an all die Benefits zu denken, die eine vertrauensvolle Partnerschaft nachweislich auf das ganze Leben hat – und wie zerstörerisch sich auf der anderen Seite eine unglückliche Partnerschaft auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche auswirken kann, um von der Lebensqualität an dieser Stelle einmal ganz zu schweigen.
6.2 Wenn du Single bist
Falls du aktuell Single bist, dann übertrage das im Hinblick auf Partnerschaften Empfohlene auf andere nahe Beziehungen in deinem Leben. Darüber hinaus könntest du es auch als Ausgangspunkt für eine Reflexion früherer Partnerschaften anwenden.
Denn die Art und Weise, wie wir nahe private Beziehungen führen und gestalten oder besser gesagt, wie wir sie möglichst vorteilhaft und erfüllend führen und gestalten, hängt eng mit unserer Kompetenz zu einer gesunden Selbstführung zusammen.
Denk hier nur an die Fähigkeit, authentisch zu kommunizieren und echte Verbindungen aufzubauen. Gerade in nahen Beziehungen und Freundschaften zeigt sich oft, wie gut wir uns selbst führen können. Zum Beispiel auch, wenn es darum geht, unsere eigenen Grenzen zu wahren, ohne dabei rücksichtslos zu sein oder andere vor den Kopf zu stoßen.
6.3 Special für “People Pleaser”
Sofern du ein Mensch bist, der in Beziehungen und insbesondere in Partnerschaften zu “People Pleasing” neigt, also dazu tendierst, die eigenen Bedürfnisse einseitig hinten anzustellen, ist es für dich besonders wichtig im Sinne einer gesunden Selbstführung darauf zu achten:
- “Nein” sagen zu lernen, ohne dich zu rechtfertigen.
- Deine Bedürfnisse klar und respektvoll zu kommunizieren.
- Angemessene Grenzen zu setzen, auch bei Menschen, die dir nahestehen.
- Dir selbst die gleiche Fürsorge zu geben wie anderen.
- Zu erkennen, dass authentische Beziehungen auf Gegenseitigkeit beruhen.
D: Mein kleines Fazit zu gesunder Selbstführung
Das waren also jetzt sechs aus meiner Sicht zentrale Aspekte einer gelingenden Selbstführung.
Besonders wichtig ist hier zu verstehen, dass die angeführten Bereiche miteinander verwoben sind und sich gegenseitig beeinflussen. Eine ausgewogene Selbstführung berücksichtigt alle und versteht sie als Teile eines größeren Ganzen.
Nun bleibt mir noch zu betonen, dass eine gesunde Selbstführung ein kontinuierlicher Prozess ist.
Sie will als ein essentielles Element persönlicher Entwicklung regelmäßig gepflegt und gefördert werden, ähnlich einem Muskel, der mit regelmäßigem Training immer stärker wird. Auch wenn mit zunehmender Reflexion und Praxis immer mehr Routine und Leichtigkeit mit ins Spiel kommen.
Gesunde Selbstführung ist aus meiner Sicht als zentrale Gegenwarts- und Zukunftskompetenz ein entscheidender Erfolgsfaktor und Ermöglichungsgenerator für tiefgreifende Selbstbestimmung und innere Freiheit.
Sie ist eine Investition in uns selbst, die sich in allen Lebensbereichen auszahlt und uns hilft, auch in herausfordernden Zeiten einen klaren Kopf zu behalten und unseren eigenen Weg zu gehen – mit höchstmöglicher Klarheit, Energie und Freude.
Die Fähigkeit zur gesunden Selbstführung wird in unserer schnelllebigen und komplexen Welt mit all ihren Veränderungen und Verwerfungen immer wichtiger. Sie ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben, das vor allem auch mental und emotional gesund und erfüllend ist.
Deshalb geht es neben dem, was wir tun und erreichen wollen, auch immer um einen bewussten und achtsamen Umgang mit uns selbst und unseren Beziehungen.
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