Aufschieberitis wegen ungesundem Perfektionismus?
Leiden Sie auch an Aufschieberitis? Wer häufig Dinge aufschiebt, ist gut beraten, wenn er erkundet, warum er das tut. Manchmal liegt es an überhöhten Ansprüchen an die eigene Leistung. Oder anders ausgedrückt: An einem ungesunden Perfektionismus.
Dabei kann es zu dem scheinbaren Paradox kommen, dass wir gerade diejenigen Dinge aufschieben, die uns ganz besonders am Herzen liegen. Die wir unbedingt in herausragender Weise ins Werk bringen wollen.
Kennen Sie das von sich auch?
An mangelnder Motivation oder an fehlender Übereinstimmung des angestrebten Zieles mit den eigenen Werten liegt es in diesen Fällen ja kaum.
Wieso aber kann es dann doch so schwer sein, mit dem Wunschprojekt oder gar Lebenstraum einfach loszulegen? Warum schieben wir stattdessen die Sache immer wieder auf beziehungsweise prokrastinieren, wie es im Fachsprech heißt?
Aufschieberitis 1: Das Problem des Nichtanfangens
Eine verbreitete Sache. Das Problem des Nichtanfangens. Eine häufig anzutreffende Variante davon lautet: Ich muss zuerst noch mehr wissen, bevor ich beginne. Was ich bisher kann, reicht nicht, um das Projekt zu stemmen. Um wirklich anfangen zu können, muss ich erst noch dies und das. Und auch jenes könnte noch wichtig sein …
Wir reden uns also ein, dass immer noch mehr benötigt wird. Dass das, was wir bereits wissen und können, nicht ausreicht. Wir glauben, dass wir den Anforderungen nicht genügen.
Doch sehr oft ist das der Sache nach unbegründet und es sind vielmehr negative Glaubenssätze und die eigenen überhöhten Ansprüche, die verhindern, dass wir endlich ins Tun kommen.
Das kostet uns viel Energie und vielleicht auch nicht mehr wiederkehrende Chancen.
Zudem verhindern überhöhte Ansprüche an sich selbst nicht nur das Anfangen, sondern können letztlich in einem bedrückenden Gefühl der Unzulänglichkeit und in quälenden Versagensängsten enden. Sie können den Glauben an die eigene Leistung und an die Selbstwirksamkeit Stück für Stück untergraben.
Oft resultiert daraus, dass wir uns immer weniger zutrauen und letztlich weit hinter unseren Möglichkeiten bleiben. Auch wenn es so schlimm nicht kommen muss: Fokussiertes Tun und gesunde Schaffensfreude werden so allemal verunmöglicht.
Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich spricht nichts dagegen, wenn Sie im Vorfeld sorgfältig Ihr Projekt vorbereiten und planen. Das gilt ganz besonders für größere und komplexe Projekte. Doch irgendwann, am besten zu einem vorher definierten Zeitpunkt, gilt es diese Phase abzuschließen. Mit der Sache selbst zu beginnen und nicht die Vorbereitung quasi als Ersatz fürs Handeln zu nehmen. Lachen Sie nicht. Das gibt es durchaus.
Aufschieberitis 2: Das Problem des Nichtfertigwerdens
Das Phänomen Aufschieberitis betrifft nicht nur das Anfangen oder vielmehr das Nichtanfangen. Oft liegt die Crux am Ende beziehungsweise darin, gar nicht zu einem solchen zu kommen. Immer wieder aufs Neue wird der Abschluss des Projekts auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben.
Das klingt dann vielleicht so: „Nein, so geht das noch nicht. Nie und nimmer kann ich das so lassen. Da muss ich zumindest noch …“ Immer und immer wieder wird am Ergebnis herumfabriziert, ohne dass es wirklich besser wird. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall.
Zeit und Energie werden vergeudet und was noch schlimmer ist: Die ursprüngliche Freude am Herzensprojekt schlägt dann leicht um in Frust und Überdruss oder gar in Angst und Ohnmachtsgefühle.
Das Problem des Nichtfertigwerdens stellt sich umso mehr, wenn bereits viel investiert wurde und daraus der mitunter zwanghaft anmutende Anspruch erwächst, dass jetzt auf gar keinen Fall ein nur mittelmäßiges Ergebnis her darf.
So wird das Vorhaben auf einen extrem hohen Sockel gestellt mit möglicherweise höchst belastenden Konsequenzen für seinen Urheber.
Dann hilft nur: Runter damit!
Doch am besten ist, Sie werden es ahnen, es gar nicht so weit kommen zu lassen.
Mit den folgenden drei Impulsen stehen Ihre Chancen gut, der Aufschieberitis und Perfektionsmusfalle zu entgehen und Ihr Wunschprojekt erfolgreich in die Welt zu bringen.
3 Impulse, um Aufschieberitis zu vermeiden und für mehr Gelassenheit und Erfolg
1. Baldmöglichst den ersten Schritt machen
Der erste Schritt ist oft der Schwerste. Auch Perfektionismus verhindert vielfach, dass wir ihn gehen.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn der erste Schritt gemacht und damit der Übergang vom Planen ins Machen gelungen ist, haben Sie eine entscheidende Hürde genommen. Dann sind Sie bereits im Fluss des Handelns und die nächsten Schritte gelingen viel leichter.
2. Sich auf den Weg und auf den nächsten Schritt konzentrieren
Lenken Sie immer wieder Ihren Blick vom Ziel auf den Weg, auf den vor Ihnen liegenden Prozess und schließlich auf den jeweils nächsten Schritt.
Das hilft, Stück für Stück wirklich voran zu kommen und bereits auf dem Weg kleine Erfolgserlebnisse genießen zu können. Deren Bedeutung für die weitere Motivation wird oft unterschätzt.
3. Realistische Maßstäbe setzen
Wer von sich stets 100 Prozent oder gar 120 erwartet, schiebt die Fertigstellung seines Projekts immer wieder auf, weil ihm das bisher erreichte Ergebnis nie gut genug erscheint.
Setzen Sie daher realistische Maßstäbe an das Nötige und an Ihre Leistungsfähigkeit. Überfordern Sie sich nicht. So nutzen Sie Ihre Möglichkeiten langfristig am besten.
Wie ist es bei Ihnen? Stehen auch Sie, wie so viele, vor dem hier skizzierten Problem oder kämpfen Sie aus anderen Gründen mit hartnäckiger Aufschieberitis? Vielleicht konnten Sie dieses Thema auch schon für sich lösen?
Wie auch immer – ich freue mich von Ihnen zu lesen.
Aktualisiert am 28. Juni, 2024 von Manuela
4 Antworten
Tanja
Vielen Dank für den erhellenden Artikel. Habe mich in vielem wiedererkannt. Gerade die durch das ewige Aufschieben verloren gehende Freude an der Arbeit kenne ich gut. Ich hoffe, mit den Tipps das nächste Mal konstruktiver und weniger perfektionistisch an mein Projekt heranzugehen.
LG Tanja
Manuela Sekler
Liebe Tanja,
gutes Gelingen dabei!
Mit herzlichem Gruß
Manuela
Mike
Ich denke, die 3 Impulse sind wirklich zentral und hilfreich. Allerdings kostet mich der erste Schritt trotzdem große Überwindung. Ich denke nicht, dass er zu groß ist, aber er bedeutet für mich doch etwas ganz Neues, eine Trendwende oder so.
Ich habe mir vorgenommen, zu meinen Kollegen freundlicher und herzlicher zu sein, aber unser Verhältnis ist bereits recht eingefahren und sie haben bestimmt ihr Bild von mir. Wenn ich da jetzt auf einmal den “lieben Kollegen” raushänge, könnte das zu Irritationen führen.
Manuela Sekler
Lieber Mike,
ich verstehe Ihre Bedenken.
Wie wäre es mit einem kleinen ersten Schritt, der für Sie selbst und die Richtung, in die Sie wollen, stimmig ist? Oft hilft es, sich im Vorfeld entsprechende Szenarien möglichst realistisch vorzustellen und dabei den Fokus auf das eigene Handeln zu legen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit einen Impuls geben. Für eine konkretere Unterstützung lade ich Sie ein, eine Anfrage über mein Kontaktformular zu stellen.
Mit den besten Wünschen für Ihr schönes Vorhaben!
Manuela Sekler