Glück und Erfolg durch Dankbarkeit?
Auch wenn sie nicht besonders aufregend erscheint, so ist sie es in gewisser Weise doch – die gute alte Dankbarkeit!
Denn sie gilt nicht einfach nur als eine klassische Tugend guten Lebens, sondern mittlerweile werden ihre teils ganz konkreten positiven Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und auf unseren Lebenserfolg von vielen Forschungsarbeiten belegt.
Glück und Erfolg mit Dankbarkeit: Studienergebnisse
Selbstverständlich können die Studienergebnisse, was ja für Studien generell gilt, keine konkreten Aussagen bezüglich bestimmter Auswirkungen auf jeden einzelnen Menschen machen.
Das liegt schlicht und ergreifend an der Vielfalt möglicher einflussnehmender Faktoren auf die jeweilige Alltagswirklichkeit eines jeden Menschen, die in einem Studiendesign so niemals abgebildet werden kann.
Dennoch gibt es aufgrund der Studienlage zum Thema Dankbarkeit viel Positives zu berichten. Was mich wirklich freut, denn Dankbarkeit ist eine prinzipiell leicht zugängliche und eine viel zu oft unterschätzte Ressource für ein besseres und schöneres Leben.
1. Dankbarkeit motiviert, macht optimistischer und gesünder
In einem Experiment wurde einer Gruppe von Menschen aufgetragen, einige Minuten darüber nachzudenken, wofür sie in ihrem Leben dankbar sind.
Die Vergleichsgruppe bekam den Auftrag, einfach an irgendetwas zu denken. Diese Fragen wurden über einen Zeitraum von zehn Wochen wöchentlich wiederholt.
Das Ergebnis war, dass die erste Gruppe über den gesamten Zeitraum des Experiments hinweg motivierter und optimistischer war. Zusätzlich wurden unterschiedliche Gesundheitsdaten gemessen. Alle hatten sich verbessert.
- Input: dankbare Gedanken
- Output: mehr Motivation, mehr Optimismus, mehr Gesundheit
2. Dankbarkeit reduziert Stress und verbessert den Schlaf
Andere Studien belegen, dass uns eine dankbare Haltung leichter ein- und durchschlafen lässt, Stress reduziert und dazu führt, dass wir weniger schnell depressiv werden.
- Input: Dankbarkeit
- Output: Schlaf verbessert, Stress reduziert, Widerstandsfähigkeit gegenüber Depressionen erhöht
3. Dankbarkeit wirkt unterstützend bei Depressionen und Ängsten
Auch in der Therapie von Depressionen und Angststörungen konnten mit Dankbarkeitsinterventionen positive Resultate erzielt werden.
So wurden für eine Untersuchung einer amerikanischen Universität Patienten angewiesen, dreimal pro Woche für 20 Minuten Briefe zu schreiben, in denen sie den Empfängern ihre Dankbarkeit mitteilen sollten.
Als drei Monate später die Hirnscans der Briefeschreiber mit denen einer Kontrollgruppe verglichen wurden, zeigte sich, dass bei ersteren unvorhergesehen viele Regionen des Gehirns in Bewegung waren. Mehr als es bei vielen anderen positiven Gefühlen der Fall gewesen wäre.
Weiterhin wird über diese Untersuchung berichtet:
Je öfter und regelmäßiger die Patienten das Gefühl der Dankbarkeit übten und verinnerlichten, desto dauerhafter und intensiver breitete sich ein positives Lebensgefühl aus.
- Input: 3 mal pro Woche je 20 min. Dankesbriefe schreiben
- Output: sehr aktives Hirn und signifikant verbessertes Lebensgefühl
Allerdings wurden die Studien im Hinblick auf Depressionen ein paar Jahre später relativiert.
4. Dankbarkeit lässt erfolgreicher Ziele erreichen
Eine weitere Untersuchung ergab, dass Menschen, die bewusst dankbar sind, ihre Ziele besser erreichen.
Teilnehmer zweier Gruppen sollten sechs Dinge bestimmen, die sie in den folgenden zehn Wochen umsetzen wollen. Ein Teil der Gruppe bekam den Auftrag, begleitend ein Dankbarkeitstagebuch zu schreiben.
Nach zehn Wochen zeigte sich, dass die dankbare Gruppe im Hinblick auf ihre Ziele um 20 Prozent erfolgreicher war als die Vergleichsgruppe.
- Input: Dankbarkeitstagebuch über 10 Wochen
- Output: 20% mehr Zielerreichung
Und so weiter.
Wenn das, sehen wir vom Theme Depressionen einmal ab, keine traumhaften Bilanzen sind … Doch ganz so einfach ist es nicht. Studien sind zwar wichtig, doch – wie bereits angedeutet – nicht alles.
Ist Dankbarkeit immer möglich und wünschenswert?
Wer schon einmal in einer Lebenssituation war, die ihm so richtig übel mitgespielt hat, weiß, dass die Crux gerade darin liegen kann, dass Dankbarkeit erstmal so ziemlich das letzte ist, mit dem man sich identifizieren kann oder dass sich auch bei gutem Willen das Gefühl der Dankbarkeit einfach nicht einstellt. Was dann möglicherweise weiteren Frust oder ein schlechtes Gewissen hervorrufen kann.
Also: Aus den Studien abzuleiten, dass Dankbarkeit alles kuriert und sie sich jederzeit auf Knopfdruck erzeugen lässt, ist so nicht und wäre auch ziemlich gruselig.
Mir geht es hier demnach nicht darum, unzulässig zu verallgemeinern, sondern ich möchte mit den in eine deutliche Richtung gehenden Ergebnissen der Dankbarkeitsforschung zeigen, dass wir mit einer recht verstandenen Kunst der Dankbarkeit mit einfachen Mitteln erstaunlich viel für uns und unsere mentale und körperliche Gesundheit tun können.
Gerade auch dann, wenn es gerade nicht so gut läuft oder wir dazu tendieren, alles negativ zu sehen. Wenn wir dazu neigen, uns von negativen Gefühlen überschwemmen zu lassen, ist es besonders wichtig, dem mit einem Perspektivwechsel hin zum Guten in unserem Leben bewusst gegenzusteuern. Das mag nicht in jedem Einzelfall möglich sein, aber sicher viel öfter als wir zunächst glauben.
Dankbarkeit für mehr Lebensglück und nachhaltigen Erfolg
Doch wieso geht es uns mit einer dankbaren Haltung auf einer tieferen Ebene ganz generell besser?
Wie verhilft sie uns zu einem erfüllten Leben, das auch schwierige Phasen integriert? Zu einem Leben, das Höhen und Tiefen als zum Leben gehörend akzeptiert und das Beste aus der jeweiligen Situation macht?
Aus der Vielzahl von Faktoren, die sich zum Teil wechselseitig bedingen, halte ich drei für besonders wichtig.
1. Mehr Glück und Erfolg, weil Dankbarkeit ein Bewusstsein von Fülle gibt
Dankbarkeit lenkt den Blick auf das, was wir haben und weniger auf das, was uns fehlt oder von dem wir glauben, dass es uns fehlt.
Vielleicht fragst du dich jetzt: Heißt das im Umkehrschluss, wir sollen nur noch positiv denken und das Schlechte einfach ausblenden – ungefähr nach dem Motto, was ich nicht sehe, ist nicht da? Nein, das wäre ziemlich dümmlich und wir würden es auch gar nicht glauben.
Jedoch empfinden die meisten Menschen dem renommierten Dankbarkeitsforscher Prof. Alex Wood zufolge chronisch zu wenig Dankbarkeit. Deshalb führe mehr davon zu einem ganzheitlicheren bzw. vollständigeren Bild der Wirklichkeit. Ohne dabei das Negative auszuschließen.
2. Dankbarkeit macht uns anziehender für andere Menschen
Wie ist das bei dir: Fühlst du dich mehr von Menschen angezogen, die schätzen, was sie haben und sind, oder magst du die lieber, die ständig meckern?
Und für wen würdest du lieber etwas tun? Für jemanden, der es dir dankt oder für einen Haar-in-jeder-Suppe-Sucher?
Sicherheitshalber füge ich hinzu: Das ist kein Plädoyer für Opportunismus, Trägheit oder Kritiklosigkeit, nur um gemocht zu werden. Darum geht es bei einer recht verstandenen Dankbarkeit nie!
3. Mehr Glück und Erfolg durch eine tiefgreifende Erfahrung von Lebenssinn, die durch Dankbarkeit befördert wird
Dankbare Menschen nehmen Momente der Ruhe und Schönheit besonders aufmerksam wahr, gerade weil sie wissen, dass nichts selbstverständlich ist.
Auch in schweren Stunden bewahren sie sich diesen Sinn fürs Schöne und erfreuen sich an dem, was sie noch haben.
Sie versöhnen sich mit dem Geschehenen und schauen dann vor allem nach vorne. Orientieren sich an dem, was jetzt möglich ist.
Tägliches Dankbarkeitsritual für mehr nachhaltiges Glück
Dankbarkeit lässt bewusst werden, dass nicht alles, was wir für selbstverständlich erachten, dies auch ist. Daher lohnt es sich in schwierigen Zeiten ganz besonders, eine dankbare Haltung zu kultivieren. Zumindest dann, wenn es uns nicht völlig gegen den Strich geht.
Zum Beispiel durch ein entsprechendes Ritual am Abend, bei dem wir mindestens fünf Dinge notieren, für die wir dankbar sind.
Denn ein Dankbarkeitsritual schärft unsere Achtsamkeit für die wertvollen Begegnungen, die ggf. auch online oder telefonisch stattfinden können. Öffnet unseren Blick für die kleinen Erfolge und besonderen Augenblicke, die es am nächsten Tag zu entdecken gibt.
Oder die wir vielleicht sogar selbst initiieren können.
Bilder: johnhain, Pixabay
Aktualisiert am 13. April, 2024 von Manuela
2 Antworten
Rainer
Vielen Dank, Manuela, für deine Einblicke in die Dankbarkeit.
Beim Lesen deines Blogs habe ich mir vorgenommen, dass ich fortan die Dankbarkeit auch in meine Beratungstätigkeit etwa bei Angststörungen stärker mit aufnehme.
Für mich persönlich empfinde ich es als Bereicherung beim abendlichen Zähneputzen noch einmal zu überlegen, was im Tagesverlauf gut und schön war und wofür ich dankbar sein möchte.
Denn nichts ist selbstverständilich, wie du sagst.
Manuela Sekler
Lieber Rainer,
das freut mich, dass du den Aspekt Dankbarkeit mehr in deine Beratungen einbringen willst und ich wünsche dir ein gutes Gespür dafür, wann gute und wann weniger passende Gelegenheiten hierfür sind. Das zu erkennen gehört ja zu den wichtigen Qualitätsmerkmalen für unsere Beratungen und Coachings. Wir sollten uns einfühlen können, wo unser Klient gerade steht und ihn dort nicht einfach im Regen stehen lassen. Vor einem anderen Hintergrund thematisiere ich das auch in „Das Gute im Schlechten sehen?“ (https://e‑beratung-coaching.de/das-gute-im-schlechten-sehen/)
Super, dass du das abendliche Dankbarkeitsritual für dich selbst nutzt und es dich bereichert. Das macht dich nebenbei für deine Beratungstätigkeit in dieser Hinsicht viel glaubwürdiger.
Viel Erfolg dir auf ganzer Linie und vielen lieben Dank für dein erfreuliches Statement!