Fällt dir das Nein sagen schwer? Geht es dir manchmal so, dass du etwas eigentlich nicht möchtest – und schwuppdiwupp, eh du dich versiehst, ist dir schon wieder ein Ja über die Lippen geflutscht.
Möglicherweise ein kleiner Trost für dich: Damit stehst du nicht allein.
Viele von uns tun sich unglaublich schwer damit, angemessene Grenzen zu setzen und dabei ist dies eine so fundamentale Voraussetzung für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben!
Vor allem, wenn du sehr viel Wert darauf legst, dass andere gut von dir denken oder du sehr empathisch bist, kann es sein, dass ein etwas häufigeres Nein dein Leben und auch dein Sein für deine Lieben und andere Menschen, die dir wichtig sind, verbessert, ohne dass du dadurch zum Egoisten oder zur Egoistin mutierst oder Beziehungen auf Augenhöhe sabotierst. Viel eher wird das Gegenteil der Fall sein.
Im Folgenden möchte ich sieben Impulse mit dir teilen, wie du als empathischer Mensch angemessene Grenzen setzt Wenn du deine Kompetenz zum angemessenen Nein sagen erhöhst wirst du dein Leben und deine Beziehungen viel mehr gestalten und genießen können. Ich weiß, wovon ich spreche…
Mach dir nicht zu viele Gedanken, wenn du mal nein sagst!
Vielleicht kennst du das auch: Du überlegst hin und her, was ein Freund oder ein anderer dir nahestehender Mensch über dich denken wird, wenn du ihm mal eine Bitte ausschlägst. Dann machst du dir womöglich einen großen Kopf darum, was diese Person nun von dir halten wird. Vielleicht malst du dir die schlimmsten Dinge aus, was er oder sie nun von dir denken wird, wenn du diesen Gefallen ausschlägst.
Doch ist das wirklich so? Um das herauszufinden könnten wir die Probe aufs Exempel machen und die betreffende Person einfach fragen, oder aber als risikoärmere Variante mental einmal die Seiten tauschen.
Wie wäre es mit einem Perspektivwechsel …
Was meine ich damit? Überlege dir, was du über die betreffende Person denken würdest, wenn sie dir einen vergleichbaren Wunsch ausschlägt. Ja, es könnte sein, dass du zuerst enttäuscht wärst, vielleicht würdest du dich auch ein wenig ärgern. Doch nach einigem Nachdenken verstehst du vielleicht die Gründe, warum diese Person nein gesagt hat und dir in dieser Sache zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht helfen will.
Möglicherweise ist sie gerade anderweitig zu sehr eingespannt oder benötigt im Moment einfach mehr Zeit für sich und ist ein anderes Mal wieder gerne bereit, dich zu unterstützen. Würdest du diese Person dann womöglich nicht dafür bewundern, dass sie den Mut hatte, ehrlich zu dir zu sein, indem sie nicht vorschnell ja zu etwas sagt, was sie nicht möchte?
Was auch viel öfter der Fall ist, als wir das denken, ist, dass sich die andere Person gar nicht so viele Gedanken darüber macht, dass wir nein gesagt haben, sondern sich viel mehr überlegt, wen sie stattdessen fragen könnte.
Hinterfrage, wer wirklich schlecht von dir denkt, wenn du mal Nein sagst und warum!
Als Nächstes gibt es eine Sache zu besprechen, die vielleicht etwas schwieriger zu verdauen ist und die möglicherweise auch ein bisschen weh tut. Doch letztlich tust du dir einen großen Gefallen, wenn du die Sache, um die es gehen wird, voll und ganz durchschaust. Du kannst dann entsprechende Konsequenzen ziehen und dir für die Zukunft viel Unheilvolles ersparen.
Im ungünstigen Fall könnte es sich herausstellen, dass es in deinem privaten Umfeld Menschen gibt, die dich nur dann mögen, wenn du ihnen hilfst. Das ist dann ganz besonders bitter, wenn es sich hierbei um einen Menschen handelt, der dir sehr wichtig ist. Doch Leute, die dich nur dann mögen, wenn du ihnen einen Gefallen tust, solltest du nach Möglichkeit aus deinem Leben verbannen!
Zumindest aus deinem näheren Umfeld, da dies ganz und gar nicht den Standards für eine gute freundschaftliche und erst recht nicht für eine gesunde partnerschaftliche Beziehung entspricht.
Hier ist es umso wichtiger, angemessene Grenzen glasklar zu kommunizieren und bei diesen Grenzen auch zu bleiben. Das ermöglicht dir nicht nur ein besseres eigenes Standing, sondern wird nebenbei auch zu mehr Respekt der anderen Person dir gegenüber führen. Nicht, dass dir dieser Aspekt übertrieben wichtig sein sollte, aber sofern du dich der entsprechenden Person nicht entziehen kannst oder willst, ist es in jedem Fall hilfreich, wenn du angemessenen Respekt einforderst. Das gilt insbesondere natürlich auch im beruflichen Kontext oder im Kontakt mit Kundinnen und Kunden.
Auch beim Nein sagen gilt: Kleine Schritte, immer wieder gegangen, führen zum Erfolg (oder …?)
Kann sein, dass du dich bei deinen ersten Neins noch ziemlich unwohl fühlst. Doch wenn du dir deine guten Gründe für dein Nein vergegenwärtigst, wird es einfacher und dein Handeln bestimmter. Führe dir auch immer wieder vor Augen, wofür dein Nein ein Ja bedeutet.
Ein Nein zu einer Extraportion Arbeit ist vielleicht ein Ja für deine Gesundheit oder für mehr gemeinsame Zeit mit der Familie. Klar, anfangs mag dir das Setzen angemessener Grenzen Überwindung kosten, doch auch hier greift zumindest ein Stück weit das Gesetz der Gewohnheit. Je öfter du dich zu einem reflektierten Nein durchringst, desto leichter wird es dir fallen.
Nebenbei bemerkt: Ich spreche von einem reflektierten, begründeten Nein, nicht von einem pauschalen. Leider kommt es mitunter auch vor, dass Menschen, die einmal durch ein entsprechendes Training gelernt haben, leichter Nein zu sagen, dieses auch unreflektiert bzw. in gewisser Weise als quasi neu erlernte Standardantwort aussprechen und das ist sicher nicht das, was ich befördern möchte.
Wisse um deine Prioritäten und sage deshalb öfter mal Nein!
Kennst du deine Prioritäten und weißt du, was dir im Leben wirklich wichtig ist? Wenn du deine Werte kennst und weißt, was dir wie wichtig ist, unterstützt dich das enorm beim Setzen von Grenzen. Von Grenzen, die zu dir, deinen Lebens- und Arbeitsbedingungen und zu deinen ethischen Maßstäben passen. Damit ersparst du dir unangemessene Schuldgefühle, wenn du Nein sagst zu etwas, was deiner aktuellen Priorisierung nicht entspricht.
Verwandt mit diesem Punkt ist nicht zuletzt auch die nächste Regel.
Sei achtsam mit dir selbst und teil deine Grenzen offen mit!
Was viele von uns mitunter nicht so richtig auf dem Schirm haben, ist, dass es nicht nur die zeitlichen Ressourcen sind, die begrenzt sind, sondern auch die geistigen, körperlichen und emotionalen. Und wenn wir diese überstrapazieren schadet das nicht nur uns selbst, was schon schlimm genug wäre, sondern auch dem, was wir tun und denen, die uns wichtig sind.
Deshalb: Kommuniziere klar und deutlich nach außen, was du schaffen kannst und willst und was nicht. Dann kann sich jeder entsprechend darauf einstellen und weiß, woran er ist. Zum Beispiel, wenn es dir für dein Wohlbefinden wichtig ist, dass du in deinen ersten beiden Arbeitsstunden des Tages ungestört bleibst, hänge ein entsprechendes Schild an deine Tür, dass du nur in absoluten Notfällen kontaktiert werden darfst – nämlich dann, wenn deine Priorität des Ungestörtseins durch eine höhere Priorität, wie etwa ein Unfall eines Familienmitglieds, übertroffen wird.
Du darfst Nein sagen, ohne dich zu rechtfertigen!
Gerade, wenn es die Menschen, mit denen du zu hast, gewohnt sind, dass du fast immer Ja sagst, wenn sie dich um etwas bitten und du dich von nun an mehr abgrenzen möchtest bzw. selbst entscheiden möchtest, wozu und wann du ja sagst, ist es essenziell, dass du dich nicht entschuldigst, wenn du Nein sagst. Es ist nicht notwendig, dass du dich dafür rechtfertigst, sondern du hast prinzipiell das Recht, zu helfen oder auch nicht. Denn, wenn du nur zögerlich Nein sagst und Entschuldigungen dafür hervorstammelst, dass du Grenzen setzt und eigene legitime Ziele verfolgst, schwächt dich das und stärkt zugleich das Ansinnen derjenigen, dich erneut um das Angefragte zu bitten und dein Nein nicht zu akzeptieren.
Gib dir Zeit und überlege sorgfältig, ob du Ja oder Nein sagen willst!
Zwar ist es leider oft so, dass wir als sehr empathische Menschen dazu tendieren, sofort Ja zu sagen, wenn wir um einen Gefallen gebeten werden – kaum hat der andere ausgesprochen, kommt uns schon ein positiver Bescheid von den Lippen. Doch in den meisten Fällen müssen wir gar nicht sofort antworten, sondern können uns Bedenkzeit nehmen, indem wir beispielsweise antworten: Das kann ich jetzt noch nicht sagen, ich gebe Ihnen morgen Bescheid.
In der Zwischenzeit kannst du dir etwa diese drei Fragen stellen:
- Bleibt genug Zeit für meine eigenen Belange, wenn ich dieser Person helfe?
- Ärgere ich mich nach meinem Ja über die Person, die mich um etwas gebeten hat?
- Ärgere ich mich über mich selbst, weil ich Ja gesagt habe?
Falls es in Ausnahmefällen so sein sollte, dass eine sofortige Antwort erforderlich ist und du dir nicht sicher bist, wie du dich entscheiden willst, sag lieber erstmal Nein. Jedenfalls dann, wenn du ein gewohnheitsmäßig sehr hilfsbereiter Mensch bist und dazu tendierst, dich damit letztlich zu überfordern oder wenn du vor allem aus sozialen Ängsten heraus zu oft Ja sagst. Denn ein Nein lässt sich dann für dich später leichter in ein Ja verwandeln als umgekehrt.
Aktualisiert am 9. Dezember, 2024 von Manuela
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